Wenn man zu Hause Yoga praktizieren will, muss man sicherstellen, dass sich alle anderen Beschäftigungen im Rahmen halten. Man kann nicht täglich viele Stunden für harte Arbeit aufwenden, nur um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Alles muss maßvoll sein: das Arbeiten, das Essen und auch die Zufriedenstellung der Sinne. Ebenso sollte man sein Leben so gut wie möglich von Sorgen und Ängsten freihalten; denn nur so kann man in der Ausübung von Yoga erfolgreich sein.
Was sind die Merkmale, an denen man erkennen kann, ob jemand die Vollkommenheit im Yoga erreicht hat? Krishna antwortet, dass sie derjenige erreicht hat, der seinen Geist völlig zu beherrschen vermag:
"Wenn der Yogi durch das Praktizieren von Yoga die Tätigkeiten seines Geistes zügelt und sich - frei von materiellen Wünschen - auf die Ebene der Transzendenz erhebt, sagt man von ihm, er sei im Yoga fest verankert." (Bg. 6.18)
Wer im Yoga verankert ist, wird nicht vom Diktat seines Geistes beherrscht, vielmehr beherrscht er den Geist. Das heißt jedoch nicht, dass die Tätigkeiten des Geistes verdrängt oder abgetötet werden; denn es ist die Aufgabe des Yogi, ohne Unterlass an Krishna, Vishnu, zu denken. Der Yogi darf es seinem Geist nicht erlauben, davon abzuweichen. Dies mag sehr schwierig erscheinen, doch im Krishna-Bewusstsein wird es möglich. Wie kann der Geist von Krishna abschweifen, wenn man ständig im Krishna-Bewusstsein, im Dienste Krishnas, beschäftigt ist? In Krishnas Dienst wird der Geist automatisch beherrscht.
Ein Yogi sollte auch keine Wünsche nach materieller Sinnenbefriedigung haben. Wer Krishna-bewusst ist, wünscht sich nichts anderes als Krishna. Mit anderen Worten, es ist nicht möglich, wunschlos zu werden. Während der Wunsch nach Sinnenbefriedigung durch den Vorgang der Läuterung zu überwinden ist, muss gleichzeitig auch der Wunsch nach Krishna entwickelt werden. Man muss einfach das Ziel des Wunsches verändern. Es geht nicht darum, Wünsche abzutöten, denn die Seele hat immer Wünsche.
Krishna-Bewusstsein ist der Vorgang, die Wünsche zu läutern: Statt sich verschiedenste Dinge für die eigene Befriedigung zu wünschen, wünscht man sich einfach Dinge für Krishnas Dienst. Wir mögen uns zum Beispiel eine gute Mahlzeit wünschen, aber statt sie für uns selbst zuzubereiten, können wir sie für Krishna zubereiten und sie Ihm darbringen. Nicht die Handlung wird verändert, sondern das Bewusstsein. Man handelt nicht mehr in der Haltung: "Ich tue das für meine Sinne", sondern: "Ich tue das für Krishna."
Es gibt viele vegetarische Zubereitungen aus Milch, Gemüse, Getreide, Früchten usw., die wir für Krishna kochen können, um sie Ihm dann mit folgendem Gebet darzubringen: "Der materielle Körper ist ein Ort der Unwissenheit, und die Sinne sind ein Netzwerk von Pfaden, die zum Tod führen. Von all diesen Sinnen ist die Zunge am ungestümsten und am schwierigsten zu beherrschen, ja es gibt nichts Schwierigeres in dieser Welt, als die Zunge zu zügeln. Deshalb hat uns Sri Krishna dieses wunderbare prasadam (spirituelle Nahrung) gegeben, damit wir lernen, die Zunge zu zügeln. Lasst uns also nun dieses prasadam zu unserer vollen Zufriedenheit einnehmen und die Herrlichkeit von Sri Sri Radha und Krishna besingen und in Liebe die Hilfe Sri Caitanyas und Nityananda Prabhus anrufen!"
Durch dieses Opfer kann unser Karma überwunden werden, denn von allem Anfang an sind wir uns bewusst, dass wir die Speisen Krishna weihen werden. Wir sollten uns nicht wünschen, die Speisen selbst zu genießen. Krishna jedoch ist so barmherzig, dass Er uns die Speisen überlässt, damit wir sie essen können. Auf diese Weise werden unsere Wünsche erfüllt.
Wenn jemand sein ganzes Leben so gestaltet - indem er all seine Wünsche mit Krishnas Wünschen verbindet -, hat er die Vollkommenheit des Yoga erreicht. Mit anderen Worten, einfach tief zu atmen und ein paar Körperübungen auszuführen ist gemäß der Bhagavad-gita nicht Yoga. Es bedarf einer vollkommenen Läuterung des Bewusstseins.